Nach dem Motto „Go West“ will die ÖHV mit dem AMS Wien den Lehrstellenüberhang in den westlichen Bundesländern ausgleichen – Fokus auf überregionale Vermittlung.
Die ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) möchte die dynamische Entwicklung des Tourismus auch für den Arbeitsmarkt nutzen: Im Mai 2016 war im Bereich der Beherbergung (Hotels, Gasthöfe Pensionen, ohne Gastronomie) die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen mit 18.553 um 4,2 Prozent niedriger, als im Vergleichsmonat des Vorjahres, die Zahl der offenen Stellen mit 5.031 um 17,5 Prozent höher und die offenen Lehrstellen lagen mit 2.089 auf dem Vorjahrsniveau.
Deutlich ist dabei der Überhang in den westlichen Bundesländern: Sowohl bei den offenen Arbeitsplätzen als auch bei den Lehrstellen entfällt rund die Hälfte auf die Bundesländer Salzburg und Tirol.
„Im Rahmen unserer beim ÖHV-Kongress präsentierten Nachwuchsaktion ‚Karriere im Hotel‘ möchten wir Lehrstellen suchende Jugendliche im Osten Österreichs, wo offene Lehrstellen eher knapp sind, dazu motivieren, sich auch für Angebote in westlichen Bundesländern zu interessieren“, erklärte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer vor Journalisten.
Dies soll vor allem im Rahmen des „Tages der offenen Hoteltüre“ am 9. Oktober 2016 geschehen, der in der Branche besonderen Anklang findet: Statt der erwarteten rund 70 Hotelbetriebe werden über 180 ihre Tore öffnen und die beruflichen Möglichkeiten präsentieren, die gute Hotels offerieren.
Für diese Veranstaltung wurde gezielt ein Sonntag gewählt: „Wir wollen vor allem die Eltern überzeugen, dass die Hotellerie mehr Möglichkeiten zu bieten hat, als Koch und Kellner“, erklärte die ÖHV-Präsidentin. Der Fokus liegt dabei auf neuen Berufen, die zum Teil durch den neuen Lehrberuf Hotelkaufmann abgedeckt, aber auch von der Hotellerie selbst vermittelt werden, wie etwa Revenue Management, Qualitätsmanagement oder Online Management.
Das AMS (Arbeitsmarkt Service) Wien sieht die ÖHV-Initiative sehr positiv: „Wir setzen sehr auf überregionale Vermittlung, um Lehrstellen Suchende aus Wien entsprechend zu unterstützen“, erklärte die Geschäftsführerin des Wiener Arbeitsmarktservice Petra Draxl. Das AMS fördert die „Go West“-Initiative vor allem durch gezielte Informationen in ihrem Bereich.
Zum Einwand, dass es problematisch sei, Jugendliche zu weit von ihrem familiären Umfeld entfernten Ausbildungsplätzen zu vermitteln, meinte sie, dass ebenso wie in Deutschland das Lehrlingsalter auch in Österreich steigt und für die überregionale Vermittlung verstärkt die Altersgruppe ab 18 Jahren angesprochen würde.
Die Gewerkschaft Vida sieht in der Initiative von ÖHV und AMS nur „die Präsentation alter Hüte als neue Ideen“. In einer Stellungnahme meinte sie, der Plan, Jugendliche aus dem Osten im Tourismus im Westen arbeiten zu lassen, habe schon vor zehn Jahren nicht funktioniert.
Um die Probleme im Tourismus zu lösen, müsste vor allem bei den familienfeindlichen Arbeitszeiten und der Entlohnung angesetzt werden. Als Beitrag der neuen Gewerkschaftsführung zu der von ihr dringend geforderten „Imagepolitur“ für die Branche sind solche Rückgriffe in die Mottenkiste der Argumente ihrer Vorgänger wohl wenig hilfreich.